Weltreisende aus England: Frühlingstanz der Seepferdchen in Speyer
Weltreisende aus England:
Frühlingstanz der Seepferdchen in Speyer
VON ANDREAS KLAMM
Speyer. In der griechischen Mythologie galten die Seepferdchen als Zugpferde Poseidons, des Gottes der Meere, der sie vor seine Kutsche spannte und mit ihnen durch die Wellen ritt.
Seit gestern sind sie offizielle Besucher der Domstadt: Seepferdchen bezaubernde Geschöpfe der Meere, so auch der Name der Ausstellung des Sea Life in Speyer. Die „Besucher“ kommen aus dem Vereinigten Königreich und wurden eigens in der Sea Life Zuchtstation im englischen Weymouth gezüchtet.
„Da die 50 Seepferdchen aus eigenen Nachzuchten stammen, erteilte Greenpeace die Zustimmung“, erklärte Marketing-Coordinatorin Janina Peiz. “ Der grösste Hauptfeind der Seepferdchen ist der Mensch.
Besonders im asiatischen Raum sagt man Seepferdchenin der Bekämpfung der verschiedensten Krankenheiten nahezu „magaische Kräfte“ nach.“, ergänzt sie.
Oberbürgermeister Werner Schineller, übernahm persönlich als Ehrengast die Einweihungszeremonie. Sea Life-Geschäftsführerin Britta Thiel und er freuten sich gemeinsam. Knapp ein Jahr nach der Eröffnung des Sea Life Centers zu Ostern vergangenen Jahres, können beide auf eine positive Bilanz blicken.
Mehr als 463.000 Besucher kamen nach Speyer um die Meeres- und Unterwasserwelten des Sea Life Centers in Speyer zu erleben. Das waren rund 100.000 Besucher mehr als erwartet.
Die Seepferdchen lassen Kinderaugen leuchten und OB Schineller nahm sich die Zeit auch mit den Kindern zu sprechen.
Die Seepferdchen besuchen in einer Wanderaustellung für ein Jahr die Stadt Speyer. Zuvor waren sie bereits im finnischen Sea Life in Helsinki. Speyer hat eine neue Attraktion: Die Seepferdchen sind bereits im Vorfeld ein echter Pulikumsmagnet. Wer denkt schon an Fisch, wenn die Seepferdchen von einem Moment auf den anderen in prächtigen Farbspielen ihre Farben wechseln.
„Das machen die Linien-Seepferdchen , um sich perfekt ihrer Umgebung anzupassen. Seepferdchen sind wahre Meister der Tarnung“, erklärte Guido Kumbartzky, Meeresbiologe und Chef-Aquarist im Sea Life Speyer. Sie schweben geradezu anmutig durchs Wasser.
In sechs, antiken Säulen, nachempfundenen Becken, tummeln sich rund 50 Seepferdchen aus sechs verschiedenen Arten. Vier Arten sind tropischer Natur und zwei kommen aus „heimischen Gewässern“.
Seepferdchen regen seit Jahrhunderten die Phantasie der Menschen an. Die Seepferdchen lassen mehr an ein Fabel-Mischwesen aus Pferd, Insekt, Chamäloleon, Känguruh und Affe als an ihre wirklichen Verwandten denken: den Fischen. Beim Schwimmen wirken sie durch ihre aufrechte Körperhaltung wie kleine Pferde. Auf dem Rücken und Bauch tragen sie kleine flächenartige Flossen mit denen sie durch wirbelnde Bewegungen gezielt schwimmen und manövrieren können. „Seepferdchen sind allerdings schlechte Schwimmer.“, weiß
der aus Australien stammende Besucher-Gruppen-Leiter Paul Mair.
Auch Seepferdchen kennen Frühlingsgefühle. „Bereits vergangene Woche haben zwei Seepferdchen, Vertreter der sogenannten Neuseeland-Topfbauchpferdchen gemeinsam getanzt. Diesen Liebestanz vollführen sie nur, wenn sich sich in ihrer Umgebung wohlfühlen. Wer weiss, vielleicht bekommen wir ja bald ein paar Seepferdchen-Babies“, hoffen Regina Schweikert, Senior Aquaristin und Geschäftsführerin Britta Thiel.
Die cirka 15 cm grossen Vertreter der Art Hippocampus abodminalis, so der latenische Name der Neuseeland-Topfbauchpferdchen, fühlen sich augenscheinlich schon sehr wohl in ihrer neuen Heimat. Im Rausch des Liebestanzes schlingeln die Seepferdchen ihr Schwanzspitzen umeinander und tanzen gemeinsam durch das Wasser.
Bemerkenswert und selten in der Natur: Um den Nachwuchs der Seepferdchen kümmern sich die männlichen Seepferdchen. „Sie bebrüten zwischen 1000 und 1500 Eier und gebähren unter Wehen die Seepferdchen-Fohlen“, erklärte Janina Peiz. „Seepferdchen sind lebenslang treu. Wenn einer der Partner stirbt, stirbt eine Woche später der andere“, ergänzt der Australier Paul Mair.
Seepferdchen sind vor allem in kälteren Gewässern bis in tropische Meere nahezu weltweit verbreitet. Sie kommen im Nordatlantik, im Ärmelkanal und im Mittelmeer vor, manchmal tauchen auch einzelne Tiere in der Nordsee auf. Das Langschnäutzige Seepferdchen (Hoppocampus guttulatus oder ramulosus) und das kurzschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus hippocampus) stehen in verschiedenen europäischen Ländern auf der Roten Liste bedrohter Tiere.
Seit gestern bietet das Sea Life für diejenigen, die die Seepferdchen öfters ansehen möchten, eine Jahreskarte zum Preis von 23 Euro. Kinder können, wie bisher auch, für 9 Euro Explorers Club-Mitglied werden und damit die Seepferdchen und natürlich auch alle andere Fische so oft sie wollen besuchen.
Erst-Veröffentlichung: Speyerer Morgenpost, 2004
Zweit-Veröffentlichung: IFN d734 News Magazine, 2004
Dritt-Veröffentlichung: British Newsflash Magazine, 2004
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