Gerhard Schröder in Heidelberg: Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und Schöpfung bewahren
Gerhard Schröder in Heidelberg:
Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und Schöpfung bewahren
VON ANDREAS KLAMM
Heidelberg. Der Wahlkampf befindet sich in der heißen Phase. Einen Tag nach dem Fernseh-Duell mit der Herausforderin und Spitzenkandidatin der CDU, Angela Merkel (CDU), genoss der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Gerhard Schröder (SPD) in Heidelberg das Bad in der Menge.
Gerhard Schröder zeigte sich vor über 9.000 interessierten Menschen in der Universitätsstadt in einer sehr bewegenden Wahlrede kämpferisch und guten Mutes. Einige Auszüge aus der Wahlkampf-Rede des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Gerhard Schröder (SPD) vom 5. September in Heidelberg.
„Die Qualität unseres Zusammenlebens hängt davon ab, ob wir miteinander bereit sind, dass Kapital und Arbeit in diesem Land gleichberechtigt sind und, daß sich keiner dem anderen unterordnen muß. All denen, die den Abgesang bereits beschreiben, sage ich, habt doch ein bißchen Respekt vor den Wählerinnen und Wählern. Habt ein bißchen Respekt vor den Menschen. Die werden schon selber entscheiden, wofür und wogegen sie sind. Die werden euch nicht nach dem Maul reden. Seit euch dessen gewiß.
Aber eins ist klar: Eine Politik, die nicht nur guckt, was heute möglich ist, was ökonomisch sinnvoll ist, sondern eine Politik, die darauf zielt, den Menschen ihre Lebensgrundlagen zu erhalten, die Schöpfung zu bewahren – diese Politik ist richtig.
Und sie wird angesichts der Naturkatastrophen immer wichtiger. Das ist der entscheidende Unterschied.“, sagte der Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in der Universitätsstadt.
Er wolle, dass die Ärmsten der Armen teilhaben können, an einer Energieversorgung, die nicht die Groß-Konzerne stärke, sondern die den Menschen helfe. Es gelte, eine Verantwortung wahrzunehmen für das Gemeinwesen und auf die schreckliche Preistreiberei zu verzichten. Das müsse als Signal aus Deutschland in die Welt hineingehen, so der Bundeskanzler.
Gerhard Schröder: „Wir haben damit begonnen, eine Strategie zu verfolgen, die uns unabhängiger macht von der Abhängigkeit vom Öl. Und die anderen erzählen jetzt, sie wollen wieder rein in die Kernenergie. Unterstützt von Leuten, die daran ökonomische Interessen haben. Ich sage, das ist wirklich eine Rolle rückwärts. Das können wir uns nicht leisten, im wahrsten Sinne des Wortes. Das was wir an moderner Energiepolitik erreicht haben, muß bleiben. Das wird nur bleiben, wenn meine Regierung bestätigt wird.“
Innenpolitik
„Wie wollen wir miteinander im Inneren leben? Sollen Menschen mit anderer Hautfarbe, mit anderem Glauben in unserem Land, das wir verstehen als weltoffenes Land, als tolerantes Land, Angst haben müssen? Wie sie es hatten. Und jeder, gerade hier, weiß das. Wir haben mit einem Zuwanderungsrecht, diese Angst erfüllte Debatte beendet. Wir haben dafür gesorgt, und wir wollen daß alle Organe des Staates das durchziehen, dass niemand, der anderen Glaubens ist, der andere Hautfarbe ist, Angst haben muß in diesem Land. Angst haben muß, um hier vernünftig zu leben.
Und in diesem Zusammenhang, sage ich, gegen die aufkomende schreckliche Rechte in diesem Land, manchmal unterstützt, von Leuten, die sich deren Sprache bedienen, aber glauben links zu sein:
Lasst das nach ! Es darf nie wieder, eine Möglichkeit in Deutschland sagen, daß die Blüten aus dem braunen Sumpf hier irgendetwas zu sagen haben, in unserem Land. Das wollen wir nicht und das werden wir verhindern.“ bekräftigte Gerhard Schröder unter dem Beifall begeisterter Zuhörer.
Er wolle, dass die Frage, wenn jemand krank sei und medizinische Versorgung brauche, ihm das beste gegeben wird, unabhängig von seinem persönlichen Einkommen. Das sei die Richtschnur einer vernünftigen Gesundheits-Politik.
Gerhard Schröder führte in seiner langen und ausführlichen Wahlkampf-Rede weiter aus: „Der Millionär zahlt 25 Prozent, der Facharbeiter zahlt 25 Prozent an Steuern. Ich kann nicht erkennen, wo das gerecht sein soll. Wenn sie sich anschauen, wie das finanziert werden soll, dann sagt der gleiche Professor aus Heidelberg (Prof. Dr. Kirchhoff), das spricht nicht gegen diese Stadt, wir finanzieren das dadurch gegen, dass wir zum Beispiel abschaffen, die Steuerfreiheit für Nachtzuschläge, die Steuerfreiheit für Schichtarbeit, die Steuerfreiheit für Feiertags- und Sonntagszuschläge.
Gucken wir uns das einmal an, dann heißt das im Klartext, diejenigen, die nachts arbeiten, die Schicht arbeiten müssen, diejenigen, die feiertags arbeiten, also die Krankenschwestern, der Polizist, der Feuerwehrmann, wer alles dabei ist, der bezahlt die 25 Prozent für den Millionär. Ich sage ihnen, mit uns ist das nicht zu machen.
Und die gleichen Leute kommen, daher und sagen, wir sind gegen ganz hohe Spritpreise. Ja, wer ist nicht dagegen? Ich bin der Letzte, der nicht dagegen wäre. Aber was machen sie dann? Sie sagen, damit die Spritpreise sinken, erhöhen wir die Mehrwertsteuer. Das ist eine Logik, die sich wirklich nur der CDU erschließt.“
In der Universitätsstadt: Studiengebühren ?
„Ich hab´ was gelernt, ich habe daraus gelernt, dass ich für eine Gesellschaft zu streiten habe, in der die Frage, ob ein junger Mann, ein junges Mädchen, zu Deutschlands besten Schulen und Hochschulen gehen kann, niemals abhängen darf, vom Geldbeutel der Eltern, sondern nur von dem was im Kopf ist. Ich hab´das gelernt.
Und deshalb sage ich, egal welcher Partei sie angehören, allen Landesfürsten, mit mir könnt ihr über Gebühren für das Erst-Studium nicht reden.
Das wird so lange ich, etwas zu sagen habe, es nicht geben !“
BILD-Unterschrift # 1: Gerhard Schröder geniesst das Bad in der Menge. Mehr als 9.000 Menschen kamen nach Heidelberg, um den Kanzler zu sehen und zu hören. Fotos und Foto-Serie: Andreas Klamm
Erst-Veröffentlichung: 3mnewswire.org, IFN d734 News Magazine, September 2005
Zweit-Veröffentlichung: British Newsflash Magazine, August 2007
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